Heute habe ich jemanden im Zug folgenden Satz sagen hören:

Si isch guet zwäg, konditionstechnisch.

Das interessante daran ist, dass -technisch hier semantisch total entleert ist. Die körperliche Verfassung der gemeinten Person hat mit Technik ja nun gar nichts zu tun; -technisch bedeutet in dieser Verwendung nur noch ‘in Beziehung auf’. Das Beispiel zeigt also, wie aus einem Lexem ein Wortbildungsaffix werden kann – ein Vorgang, der in der Sprachgeschichte so sogar recht häufig ist. Bekannte Beispiele sind etwa die nhd. Adjektivendung -lich, aus germ. *līka ‘Körper’, oder die Abstraktsuffixe nhd. -heit aus ahd. heit f. ‘Person, Wesen, Rang etc.’ (auch in ne. -hood in brotherhood) sowie -tum aus ahd. tuom m. n. ‘Verhältnis, Stand, Würde, Zustand’ (ne. -dom in wisdom).

Doch in welchen Kontexten kann die semantische Entleerung von -technisch stattfinden? Sind es Sätze wie:

Leider handelte es sich um eine computertechnisch ziemlich unbegabte Person.

Diese Sätze lassen im Prinzip eine Reanalyse von -technisch als ‘in Bezug auf’ aus ursprünglichem ‘die Technik betreffend’ zu.

Könnte man also eine vorsichtige Prognose stellen, dass wir in Zukunft auch Dinge wie die folgenden sagen/hören werden?

Sie hat liebestechnisch nicht viel Glück gehabt. (= im Bezug auf die Liebe)

Toms Kinder haben schultechnische Schwierigkeiten. (= im Bezug auf die Schule)

Tönt gar nicht so falsch, oder? ;)