forschung beginnt meist mit einer einfachen frage. warum ist etwas so und nicht anders? auf diese frage auch eine einfache antwort zu finden, gelingt jedoch kaum je. sobald man anfängt, sich genauer mit einer problemstellung auseinanderzusetzen, wird es kompliziert: die sache zieht fäden.
in der sprachhistorischen forschung ist die ausgangslage häufig die, dass man sich mit daten aus unterschiedlichen zeiten und/oder sprachen konfrontiert sieht, die nicht unmittelbar zusammenpassen. in der folge stellt man hypothesen über die entwicklungen auf, die erklären sollen, wie die vorliegenden daten auf einen nenner zu bringen sind. da man diese hypothesen meist nicht direkt beweisen oder widerlegen kann, versucht man sie durch vergleichsfälle aus anderen sprachen oder zeiten, wo die entwicklungen ähnlich verlaufen sind, zu stützen. nur selten gelingt es allerdings, einen idealen vergleichsfall zu finden. die vergleichsfälle entpuppen sich als ihrerseits erklärungsbedürftig und machen zusätzliche ausführungen nötig, werfen vielleicht sogar ganz neue fragen auf, die, genau genommen, vorgängig noch geklärt werden müssten.
wo man anfänglich vielleicht nur einen einzelnen grund für ein bestimmtes phänomen vermutet hat, stösst man auf eine vielzahl an faktoren, die mitberücksichtigt werden müssen. je tiefer man sich in die forschungsliteratur einliest, desto mehr neue spuren ergeben sich, die zu verfolgen notwendig erscheint. es kommen laufend neue gesichtspunkte dazu. man sieht sich gezwungen, den skopus der untersuchung auszuweiten, das manuskript wird immer länger, fussnote reiht sich an fussnote, die bibliographie schwillt an usw. so kommt man vom hundertsten ins tausendste, und wer nicht aufpasst, landet bei adam und eva – oder, um im bild zu bleiben, verheddert sich im käsig-klebrigen durcheinander. ein held, wer dann sein brötchen noch auf der gabel hat!