Der moderne Wissenschaftsbetrieb treibt zum Teil seltsame Blüten. Der hohe Publikationsdruck bewirkt, dass Leute alles Mögliche unternehmen (müssen), um ihre Publikationsliste zu vergrössern. Ein einfaches und beliebtes, wenn auch wissenschaftsethisch fragwürdiges Mittel ist die Inflationierung der Ko-Autorschaft.
Angenommen, vier Forscherinnen schreiben je einen Artikel. Statt diesen jeweils unter dem eigenen Namen zu veröffentlichen, entscheiden sie, sich alle bei allen vier Artikeln gegenseitig als Ko-Autorinnen anzuführen. Jede kann somit statt einer gleich vier Publikationen auf ihre Liste setzen. Es entsteht kaum Zusatzaufwand, alle vier profitieren und es tut niemandem weh. Risiken entstehen keine, denn was die einzelnen Autorinnen eines Autorenkollektivs genau beigetragen haben, ist nach aussen nicht ersichtlich.
Mittlerweile geht das soweit, dass Aufsätze in manchen Disziplinen wie Computerlinguistik oder Informatik regelmässig fünf, sechs, sieben oder noch mehr Autoren aufweisen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass mancherorts sämtliche Leute, die irgendwann in einer Kaffeepause einen Kommentar zum Thema abgegeben oder irgendwo ein Komma korrigiert haben, auf die Autorenliste gesetzt werden.
Geradezu absurd mutet ein Aufsatz von 2015 in Nature an, der es bei einem Umfang von 7 Seiten (14 Seiten mit Anhang) auf 39 Autoren bringt. Diese multi-author madness ist meines Erachtens eine direkte Folge der heute vorherrschenden einseitigen Beurteilung von Forschenden nach der Quantität ihrer Publikationen. Hat sich das Verhalten erst einmal etabliert, entsteht dadurch auch ein Druck auf andere, es gleich zu machen, weil man sonst gegenüber der “produktiveren” Konkurrenz zurückfällt.