Heutige Computer-Prozessoren sind ab Fabrik häufig mit einem eingebauten Grafikchip ausgerüstet. Dies erlaubt es PC-Bauern, auf den Einbau einer herkömmlichen Grafikkarte (Steckkarte) zu verzichten, sofern keine hohen Grafik-Anforderungen bestehen. Es gibt daher heute Computer mit und ohne eingebauter Grafikkarte. Sofern eine Grafikkarte vorhanden ist, übernimmt diese die Grafik-Berechnungen, ansonsten kommt der (langsamere) integrierte Grafikchip zum Zug.

Dieser Umstand macht es bisweilen nötig, auch sprachlich zwischen beiden Konfigurationen zu unterscheiden. Auf Englisch liest man in diesem Zusammenhang meistens den Ausdruck dedicated graphics card, also eine Steckkarte, die sich ausschliesslich den Grafik-Berechnungen widmet, während der Prozessor in der anderen Konfiguration eben die Grafik-Berechnungen als eine von mehreren Aufgaben übernimmt. Interessant ist nun – womit wir endlich beim Thema wären – dass die dedicated graphics card nicht immer gleich ins Deutsche übersetzt wird. Man liest manchmal von einer dedizierten Grafikkarte, manchmal aber auch von einer dezidierten Grafikkarte. Kürzlich habe ich sogar beides in ein und demselben Artikel angetroffen. Aber was ist jetzt richtig?

Zunächst zur Herkunft der beiden Wörter: Beide stammen aus dem Lateinischen, sie gehen auf die Verben lat. dēdicāre ‘weihen, widmen’ bzw. lat. dēcīdere ‘entscheiden’ zurück.

Aus dem oben Gesagten geht hervor, dass hier die Bedeutung ‘gewidmet’ gemeint ist, eben weil sich die Steckkarte ganz den Grafik-Berechnungen widmen kann und soll. Und diese Bedeutung kommt von der Etymologie her eindeutig dem Partizip dediziert zu, das ja auch dem englischen dedicated entspricht. Dezidiert bedeutet dagegen ‘entschieden’, zum Beispiel in der Wendung dezidiert zu etwas Stellung nehmen, und ist hier fehl am Platz.

Was die Leute wohl zögern lässt, dediziert zu verwenden, ist der Umstand, dass das Verb dedizieren im Deutschen kaum mehr gebräuchlich ist, als stilistisch “gehoben” gilt und auch nur in speziellen Kontexten auftritt. In Korpus-Belegen kommt es vor allem im Zusammenhang mit einer persönlichen Widmung oder Schenkung vor, zum Beispiel jemandem ein Buch dedizieren. Die Bedeutung ‘ausschliesslich einem bestimmten Zweck gewidmet, fest zugeordnet (von Grafikkarten, Servern usw.)’ im Kontext der Informatik scheint erst in jüngerer Zeit unter dem Einfluss des Englischen dazugekommen zu sein. Dezidiert ist dagegen häufiger (und scheint im 20. Jh. sogar einen erstaunlichen Boom durchgemacht zu haben, der noch anhält), weshalb man es aufgrund der lautlichen Ähnlichkeit wohl gern einmal anstelle von dediziert einsetzt, auch wenn es von der Bedeutung her eigentlich nicht passt.